Uigurischer Buchhändler muss sich vor türkischem Gericht wegen Verletzung von Urheberrechten uigurischer Autoren verantworten
Uiguren
Türkei– Die beliebte Buchhandlung der uigurischen Gemeinschaft im Istanbuler Stadtteil Sefaköy „Kutad Gubilig“ wurde zwei Mal zum Schauplatz von polizeilichen Ermittlungen, bei dem wertvolle Bücher beschlagnahmt wurden.
Wegen Verletzung von Urheberrechten an uigurischen Büchern haben rund 50 türkische Polizeibeamte auf Druck Chinas während ihres ersten Einsatzes im August 2022, 11.000 Bücher beschlagnahmt. In einer Nacht im März 2023 kam die Polizei wieder, um weitere Bücher mitzunehmen. The China Project berichtete, dass die zweite Razzia gegen den Inhaber Abdullah Turkistanli (53) durch einen Anruf von einer höheren Regierungsstelle in Ankara letztlich gestoppt wurde.
Turkistanli hätte erst im Krankenhaus davon erfahren, dass die Polizei die Plünderung seines Buchladens eingestellt hatte. Dorthin war er gebracht worden, nachdem er mitansehen musste wie seine Träume in Säcken abtransportiert werden sollten; und er deswegen zusammenbrach.
„Sie sagten mir, ich könne in den Laden zurückkehren und die Bücher wieder in die Regale stellen, so Turkistanli.
Der Buchhändler wird beschuldigt die Verwertungsrechte uigurischer Urheber, der Autoren, die in den chinesischen Konzentrationslagern festgehalten werden, zu missachten. Im Juni 2023 sollte er sich vor dem türkischen Gericht dafür verantworten, jedoch wurde die Anhörung auf den Herbst diesen Jahres vertagt.
Niemals hätte Turkistanli gedacht, dass Peking die türkische Polizei unter Druck setzen könnte, aufgrund seiner Büchersammlung mit rechtlichen Schritten gegen ihn vorzugehen und den Laden zu schließen.
Mit der Verschärfung des Vorgehens in Ostturkestan/ Xinjiang „verbrannten manche Leute einfach alle ihre Bücher, um auf Nummer sicher zu gehen. Denn man konnte nie wissen, ob etwas, das heute als sicher galt, morgen der Grund dafür sein würde, dass sie in ein Lager kämen“, so Turkistanli zu The China Project.
Der Familienvater, der 13 jahrelang im chinesischen Gefängnis inhaftiert gewesen war, war mit Frau und Kindern aus Ostturkestan/ Xinjiang in die Türkei geflohen, wo er heute im Istanbuler Stadtteil Sefaköy lebt. Drei weitere Kinder hatte die Familie dort gezwungenermaßen zurücklassen müssen, da sie keine Pässe hatten.
2017 war Turkistanli auf Druck Chinas von türkischen Polizisten verhaftet worden und für ein Jahr ohne gerichtliches Verfahren im türkischen Gefängnis eingesessen. Seine Buchhandlung, die er ab 2013 ins Leben gerufen hatte, wurde geschlossen. Nach seiner Freilassung im Jahr 2018 begann er einen Neuanfang. Er eröffnete wieder eine Buchhandlung, um seine Mission- den nachfolgenden uigurischen Generationen den Zugang zu den Büchern, die die chinesische Regierung in Ostturkestan/ Xinjiang verboten hatte und verbrannte- zu verwirklichen.
Er war entschlossen, jedes Buch aus der uigurischen Gemeinde Istanbuls zu retten, das er finden konnte. Das sprach sich herum, und Uiguren, die erkannten wie sich die Lage in Ostturkestan/ Xinjiang verschlechterte, brachten ihre Koffer voller Bücher, die sie mitgenommen hatten, zu ihm in den Laden. Die meisten uigurischen Bücher, die er verkauft, druckt er selbst aus PDF-Dateien der Originale.
Turkistanli hat auch eine Leihbücherei eröffnet, die besonders bei den Jugendlichen beliebt ist, die sich nach der Schule dort versammeln, um die rund 500 Kinderbücher zu verschlingen.
Chinesischen Verlegern wird von Peking untersagt, die Erlaubnis zum Nachdruck uigurischer Bücher zu erteilen.
„Wir sprechen von Büchern, die von unseren geliebten Schriftstellern geschrieben wurden, die derzeit nirgendwo auf der Welt erhältlich sind”, sagte Turkistanli.
Als die Massenverhaftungen in Ostturkestan/ Xinjiang begannen waren gezielt uigurische Schriftsteller und Dichter inhaftiert und ihre Bücher verboten worden. Die chinesische Polizei durchsuchte uigurische Dörfer und nahm jeden fest, der im Besitz eines verbotenen Buches war.
„Wer sonst kann sie unserem Volk zugänglich machen? Sicherlich kann eine Ausnahme gemacht werden, die uns erlaubt, dass wir sie weiterhin vervielfältigen dürfen. Wenn unsere Autoren, die jetzt im Gefängnis sitzen, kontaktiert werden könnten, würden sie uns freilich ihre Zustimmung dazu erteilen.“
Der Dichter Aziz Isa Elkun (PEN International), forderte die türkische Regierung auf, „die Situation der Uiguren zu berücksichtigen.“ Er sagte zu The China Project:
„China verbrennt Bücher. Die Uiguren, als ursprüngliche Eigentümer dieser Bücher, versuchen, sie zu bewahren und mit anderen Uiguren zu teilen.”
Anmerkung der Redaktion:
Das chinesische Regime verbietet und verbrennt nicht nur die uigurischen Sprachbücher und Bücher über uigurische Geschichte, Kultur und den Islam. Es verhängt auch 5 bis 20 Jahre Gefängnisstrafe für diejenigen Uiguren, die die verbotenen Bücher entweder lesen oder aufbewahren.
Quelle: The China Project – China pressured Turkey to bust Uyghur bookseller