BBC: Chinas Druck und Propaganda- die Wirklichkeit über die Berichterstattung in der Region Xinjiang

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Uigur Zeiten

BBC News 

Januar,15 2021

 

Übersetzung aus dem Englischen von Uigur Zeiten

 

Uigur Zeiten

Februar 7, 2021

 

 

 

Das BBC-Team wurde verfolgt und ihr Filmmaterial wurde gelöscht

 


Über die strengen Beschränkungen für ausländische Journalisten hinaus, die versuchen über die Wahrheit in der westlichen Region Xinjiang zu berichten, gebraucht China eine neue Taktik, indem sie die unabhängige Berichterstattung als „ Fake News ” bezeichnet.

 

Nachts als wir stundenlang auf den Autobahnen in Xinjiangs Wüstenregion unterwegs waren, folgten uns Autos ohne Kennzeichen, die uns vom Moment unserer Ankunft an mit hoher Geschwindigkeit mit Fernlicht gefährlich dicht hinter die Heckklappe heran auffuhren.

 

Die Insassen, die sich uns nie zu erkennen gaben, zwangen uns die Stadt 

zu verlassen, indem sie uns aus Restaurants und Geschäften verjagten und den Besitzern befahlen, uns nicht zu bedienen. 

 

Der Bericht, den wir trotz dieser Schwierigkeiten erstellt haben, enthält neue Beweise, die größtenteils auf Chinas eigene politische Dokumente basieren. Dass Tausende von Uiguren und Angehörige anderer Minderheiten gezwungen würden in einer Region, die zu einem Fünftel der weltweiten Baumwollernte beiträgt, Baumwolle zu pflücken. Chinas befleckte Baumwolle.

 

Aber jetzt haben die staatseigenen Medien der Kommunistischen Partei Chinas ihren eigenen Bericht über unsere Berichterstattung erstellt. Darin wird die BBC beschuldigt die Bemühungen der chinesischen Behörden als „übertrieben“ und als „Fake News” bezeichnet zu haben, die in Wahrheit unser Team behinderten.

 

Das von der China Daily – einer englischsprachigen Zeitung – erstellte Video wurde sowohl auf chinesischen Social-Media-Websites als auch auf in China verbotenen internationalen Plattformen, veröffentlicht.

 

Hannah Bailey, die sich am ‚Internet -Institut Oxford‘ auf die Nutzung staatlich geförderter digitaler Desinformation in China spezialisiert hat meint ,dass ein derart heftiger kritischer Angriff auf Englisch mit chinesischen Untertiteln das Video ungewöhnlich mache.

 

„Es wurde eindeutig sowohl für internationale als auch für inländische Nutzer entwickelt”, sagte sie mir, was eine gewisse Abweichung zu früheren Strategien darstelle.

 

„Frühere Inhalte, die für das Publikum auf dem Festland produziert wurden, waren gegenüber westlichen Ländern kritischer und stimmlich nationalistischer während Inhalte, die für das internationale Publikum produziert wurden einen versöhnlicheren Ton getroffen haben.”

 

Der Bericht der China Daily konzentriert sich auf eine Auseinandersetzung vor dem Eingangstor einer Textilfabrik in der Stadt Kuqa, wo eine Gruppe Manager und lokaler Beamte das BBC-Team umringt. 

 

Die BBC war auf dem Weg zur weiträumigen Textilfabrik in Kuqa. Die darin enthaltenen Anschuldigungen, die auf Kameraufnahmen der am Ort des 

Geschehens eingetroffenen Polizei beruht, können leicht zurückgewiesen werden: 

 

Ein höflicher Austausch zwischen unserem Team und einem Polizisten soll aufzeigen, dass die BBC die Rolle der Behörden bei der Verhinderung der Berichterstattung übertrieben habe.

 

Die China Daily erwähnt jedoch nicht, dass ein Teil unseres Filmmaterials unter Zwang gelöscht wurde und wir denselben Polizisten an einen anderen Ort begleiten mussten, damit er die verbleibenden Bilder überprüfen konnte. Es gab weder eine Erklärung für den weiteren Kontext, noch erhielt die BBC eine Antwort auf ihre Nachfragen.

 

Während eines Zeitraums von weniger als 72 Stunden in Xinjiang wurden wir ständig verfolgt und an fünf verschiedenen Malen von Menschen angesprochen, die versuchten uns davon abzuhalten in der Öffentlichkeit zu filmen, manchmal mit Gewalt.

 

In mindestens zwei Fällen wurden wir beschuldigt, die Privatsphäre von Personen verletzt zu haben, da deren Versuche uns aufzuhalten dazu geführt hatten, dass sie vor unserer Kamera standen.

 

Die uniformierten Polizisten, die an diesen Vorfällen teilnahmen, löschten unser Filmmaterial zweimal und bei einer anderen Gelegenheit wurden wir kurz von örtlichen Beamten festgehalten, die behaupteten, wir hätten die Rechte eines Bauern, indem wir ein Video von einem Feld gedreht hätten, verletzt.

 

Chinas Propagandabemühungen sind vermutlich ein Zeichen dafür in der Berichterstattung über Xinjiang um seinen internationalen Ruf zu fürchten.

 

Der Versuch, die normalerweise zensierten westlichen Medien zu Hause anzugreifen, birgt jedoch ein gewisses Risiko, da er Einblicke in Geschichten geben kann, die sonst nicht öffentlich zugänglich wären.

 

Ein Satellitenfoto vom Mai 2019 zeigt eine große Gruppe von Menschen, die zwischen der Textilfabrik Kuqa und einem Umerziehungslager nebenan mit Wachturm und Sicherheitsmauer, umgesiedelt wird.

 

Die China Daily, die das Lager in der offiziellen Terminologie als „Umerziehungslager“ bezeichnet suggeriert, dass unser Versuch zu filmen sinnlos gewesen wäre, weil es angeblich im Oktober 2019 geschlossen wurde.

 

Wenn dies zutrifft, beweist dies lediglich, dass das Lager zum Zeitpunkt der Aufnahme betriebsbereit war – und bestätigt, dass es uns einen zwingenden Grund für weitere Nachforschungen liefert.

 

Jetzt können sowohl das chinesische als auch das westliche Publikum darüber nachdenken, wer die Personen auf dem Foto waren, warum man sie zwischen Lager und Fabrik hin und her bewegte und ob die Arbeit, die sie dort, scheinbar gerne verrichteten, so völlig freiwillig war.

 

In einem Interview mit einem der uniformierten Polizeibeamten, die die Körperkameraaufnahmen zur Verfügung gestellt haben, bestätigt das Video von China Daily versehentlich, wie gut geplant und vielschichtig die Kontrolle von Journalisten in Xinjiang wirklich ist.

 

Der Beamte bestätigt, dass sie uns kurz nach unserer Ankunft in Kuqa zu einem Treffen in unserer Hotellobby eingeladen haben, um uns über „unsere Rechte und Einschränkungen” zu unterrichten. 

 

Tatsächlich sagten uns die Hotelmitarbeiter, dass es uns verboten sei, das Hotel zu verlassen, bis dieses Treffen stattgefunden habe. Es nahmen auch zwei Propagandabeamte teil, die uns für den Rest unserer Zeit in Kuqa begleiten sollten.

 

Sie fügten der langen Schlange, die uns überallhin folgte, ein weiteres Auto hinzu. Unsere Beweise sind alles andere als „Fake-News“. Die Veröffentlichung der Post-Propaganda, sollten sie untergraben. Dies stellt wiederum ein Beweis für eine koordinierte Anstrengung dar; um die Geschichte zu kontrollieren. Angefangen bei den unheimlichen Aufpassern in den Autos ohne Kennzeichen bis hin zur nationalen Regierung.

 

Nach unserer Rückkehr in Peking wurden wir zu einem Treffen mit Beamten eingeladen, die darauf bestanden, dass wir vor den Dreharbeiten die Erlaubnis der Fabrikbesitzer einholen sollten. Wir haben darauf hingewiesen, dass Chinas eigene Medienvorschriften das Filmen eines Gebäudes von einer öffentlichen Straße aus nicht verbieten würden.


China nutzt das Akkreditierungsverfahren für ausländische Journalisten zunehmend als Kontrollinstrument und stellt ihnen verkürzte Visa aus oder droht denjenigen mit Nichterneuerung, deren Berichterstattung es ablehnt.

 

Nach der Veröffentlichung erhielt ich ein weiteres verkürztes Visum, wobei die Behörden klarstellten, dass dies auf meine Berichterstattung über Xinjiang zurückzuführen wäre. 

 

Die China Daily beschuldigt die BBC auch, eine versteckte Kamera verwendet zu haben – wir haben es nicht getan. Und sie stellt die Aufzeichnung der Polizeikameras falsch dar, während es einen Kommentar der BBC-Produzentin Kathy Long außerhalb der Fabrik suggeriert, dass wir nicht die Bilder eines Mannes, sondern sie in Bezug auf jemand anderen verwenden würden. Wenn man davon ausgeht, dass sie im Besitz der vollständigen Aufnahme sind, ist es schwer zu verstehen, wie dieser Fehler gemacht werden konnte.

 

Hannah Bailey vom Oxford Internet Institute ist der Meinung, dass Chinas Propaganda im eigenen Land und auch international „immer kritischer und defensiver” werde.

 

„China hat zuvor gezeigt, dass es eine Vielzahl von Instrumenten zur Manipulation der internationalen und nationalen Diskurse einsetzt, von Twitter-Bots über staatlich kontrollierte internationale Medien bis hin zu sogenannten „Wolfskrieger-Diplomaten”, sagte sie mir. „Versuche, ausländische Medien zu diskreditieren, sind ebenfalls Teil dieses Toolkits.”

 

Wir haben der China Daily die Möglichkeit geboten, die Fehler in ihrer Berichterstattung zu kommentieren.

 

In einer Antwort, in der nicht auf unsere spezifischen Fragen eingegangen wurde, heißt es, dass nach unserem Besuch in  Xinjiang und der Durchführung von Interviews der Schluss gezogen würde, dass „in Xinjiang keine Zwangsarbeit stattfindet”.

 

Das Propagandavideo endet damit, dass eine Arbeiterin in der Textilfabrik Kuqa gefragt wird, warum sie dort sei – eine Frage, die, wie sie genau weiß, von Reportern unter der direkten Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas gestellt wird. „Ich habe mich entschieden, hier zu arbeiten”, erzählt sie ihnen.

 

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