Erpressung: Uigurin soll Tweets löschen, um Informationen über inhaftierten Bruder zu erhalten

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Quddus Jan Abduweli (23) wurde im Juli 2023 festgenommen und befindet sich laut chinesischen Behörden derzeit in einem Gefängnis in Qumul. Seine in der Türkei lebende Schwester wurde von chinesischen Sicherheitskräften erpresst, ihre Tweets zu löschen wie Radio Free Asia Anfang Oktober berichtete.

Sahiba Sayramoghli (30) hielt über WeChat Kontakt zu ihrem Bruder Quddus Jan, bevor dieser während einer Checkpoint-Kontrolle in seiner Heimatstadt Bortala (Ostturkestan/ Xinjiang) auf dem Weg zu einer Hochzeit zusammen mit drei seiner Freunde festgenommen wurde.

Die chinesische Regierung gestattet gelegentlich selektive Kommunikation zwischen im Exil lebenden Uiguren und Familienangehörigen in Ostturkestan (Xinjiang), um den Anschein von Normalität zu wahren. Es ist nicht klar ersichtlich, nach welchen Kriterien die Selektion erfolgt.

Sahiba war mit ihrem Ehemann in die Türkei geflohen, wo sie seit 2016 lebt. Quddus Jan hatte ihr persönlich über WeChat mitgeteilt, dass er am 12. Juli 2023 zu einer Hochzeit gehen würde. Allerdings kehrte er an diesem Tag nicht mehr nach Hause zurück. Die Eltern griffen auf Sahibas Nachfrage über seinen Verbleib zunächst auf Ausflüchte zurück, um die Wahrheit vor ihr zu verbergen. Sie sagten, dass er zu den Bergen gereist und sein Handy kaputt gegangen wäre.

Als Sahiba kein Lebenszeichen ihres Bruders vernahm, wandte sie sich an die chinesische Botschaft in Ankara. Nachdem sie die Personendaten ihres Bruders übermittelte, um Informationen über seinen Aufenthaltsort zu erhalten, war sie aufgefordert worden, einen Monat abzuwarten.

Einen Monat später nahm Sahiba erneut Kontakt zur chinesischen Botschaft auf, wo man ihr mit nachfolgender Äußerung entgegnete: „Keine Antwort zu erhalten, ist doch schon Antwort genug.“

Da sie sich aus tiefster Besorgnis heraus mit dieser Rückmeldung nicht zufrieden geben konnte und nicht anders zu helfen wusste, begann Sahiba auf dem Twitter-Nachfolger X auf das ihrem Bruder widerfahrene Unrecht, aufmerksam zu machen.

Prompt suchten Sicherheitsbeamte in Bortala (Ostturkestan) daraufhin die Wohnung ihrer Familie und die ihres Mannes auf, um sie einzuschüchtern. Während dieses Vorfalls konnte Sahiba das Geschehen mithören, da sie zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Vater telefonierte, gleichzeitig drohte man ihr mit dessen Festnahme. Wenn sie nicht damit aufhörte auf Sozialen Netzwerken weiter darüber zu posten und nicht gehorchte, ließ man sie wissen, würde sie nicht mehr mit ihren Eltern auf WeChat kommunizieren dürfen.

Obwohl westliche Internet-Plattformen wie X, Facebook, Instagram usw. in Ostturkestan/ Xinjiang und in China offiziell verboten sind, nutzt die örtliche Polizei diese Plattformen dazu, um die Aktivitäten der Exil-Uiguren zu überwachen.

Ein mit dem Fall vertrauter lokaler Sicherheitsbeamter, der Sahibas Anliegen wiederholt ignoriert hatte, meldete sich plötzlich bei ihr und versprach ihr im Falle, dass sie ihre Tweets löschte, er ihr Auskünfte über ihren Bruder erteilen würde.

Zwischenzeitlich hätten ihre Eltern ihr rückgemeldet, dass zwei Freunde frei gelassen worden wären und die Polizei angegeben hätte, dass die Ermittlungen gegen Quddus Jan und seinen Freund Intizar sowie weiteren 50-60 Personen, die in diesen Fall involviert wären, andauerten und die Eltern sich auf einen möglichen negativen Ausgang gefasst machen sollten.

Für Sahiba besteht überhaupt keinen Zweifel an der Unschuld ihres Bruders. Sie rief die chinesische Regierung auf, ihren Bruder freizulassen:

„Ich werde ihn nicht in diesen dunklen Zellen im Stich lassen, und solange ich lebe, werde ich weiterhin meine Stimme erheben, bis mein Bruder wieder mit uns vereint ist.”

Quddus Jan (23) schloss im Juni sein Studium in Petrochemie an der Technischen Universität Karamay ab. Im Rahmen seines vierten Studienjahres absolvierte er ein Praktikum in Qumul und arbeitete dort für etwa sechs Monate in einem Transportunternehmen.

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