Die uigurische Diaspora berichtet, dass uigurische Jugendliche, die in der Türkei leben und deren Familien im sog. Xinjiang/ Ostturkestan festgenommen wurden vom chinesischen Geheimdienst gezwungen würden für sie zu arbeiten
Jevlan Shirmehmed, der in der Türkei Jura studiert, kann zu seiner Familie keinen Kontakt herstellen.)
März 05,2020
Bericht: Cihat Arpacık
März 24,2020
Übersetzt vom Türkischen ins Deutsche durch Uigur Zeiten
Jevlan Shirmehmed, der in der Türkei Jura studiert, kann zu seiner Familie keinen Kontakt herstellen. Foto: Jevlan Shirmehmed/ Instagram
Jevlan Shirmehmed verließ 2011 seine Heimatstadt Ghulja, die im sog. Xinjiang liegt, um in der Türkei Jura zu studieren. Seine Mutter, die 30 jahrelang Beamtin gewesen war, beantragte bei der Institution für die sie arbeitete, ihren Jahresurlaub. Sie reiste über eine gesetzlich erlaubte chinesische Reiseagentur mit ihrem chinesischen Reisepass als Touristin nach Istanbul, wo sie ihren Sohn besuchte.
Die Uiguren und Angehörige anderer Turkvölker aus Ostturkestan , die sich in der Türkei niedergelassen haben, werden von Seiten der chinesischen Regierung nach wie vor fortlaufend ausspioniert. Dies ist bekannt.
Im Falle Jevlans war es so, dass er in der Türkei lebte und der Kontakt zu seiner Familie 2018 abbrach.
„Ich hatte mit meiner Familie und meinen Freunden über den Messengerdienst WeChat kommuniziert. Meine Familie, Verwandte und Freunde hatten nacheinander begonnen mich zu löschen. Und für eine lange Zeit erhielt ich keine Nachrichten mehr“, sagte Jevlan, der erfuhr, dass seine Familie 2019 für sogenannte „Berufsausbildung“ in Konzentrationslager gebracht wurde.
Seine Mutter, die Regierungsbeamtin, wurde 3 Monate vor Eintritt in den Ruhestand verhaftet!
Nach einiger Zeit wurden sein Vater und sein Bruder vom KZ entlassen, aber seine vor Gericht angeklagte Mutter, wegen Terror- Anschuldigung zu 5 Jahren Haft verurteilt.
Jevlan erzählt : „Meine Mutter, mein Vater und mein Bruder sind Hochschulabsolventen und benötigen keine technische Ausbildung. Zumal meine Mutter zeitlich gesehen, drei Monate vor Rentenbeginn inhaftiert wurde.“
Und er fragt: „Mit welcher Begründung werden die Menschen einer Zwangs-Berufsausbildung ausgesetzt?“ Jevlan, der in Kontakt mit seiner Familie treten möchte, erzählte, wie er sich an das chinesische Generalkonsulat in Istanbul gewandt habe.
Er bestätigte, dass er vom zuständigen Gesprächspartner, der ausschließlich telefonisch zu erreichen wäre, keine Antwort erhielt. Daraufhin bemühte er sich über soziale Netzwerke öffentliches Interesse für seine Situation zu erregen. Sein Vater und sein Bruder wurden in Konzentrationslager gebracht und Jevlans Mutter wegen Beihilfe zum Terror ins Gefängnis gesperrt.
Sein Vater und sein Bruder wurden in Konzentrationslager gebracht und Jevlans Mutter wegen Beihilfe zum Terror ins Gefängnis gesperrt.
Foto: Jevlan Shirmehmed/ Instagram
Zwei Monate später rief ein Mitarbeiter des Konsulats an, wie Jevlan erwähnte und der Mitarbeiter sagte zu ihm folgendes :
„Dein Vater und dein Bruder wollen nicht mit dir kommunizieren.“ -Und er fügte hinzu: „Deine Mutter wurde wegen Beihilfe zum Terror verhaftet.“ – „Obwohl ich nicht nach Ägypten gegangen war, behandelten sie mich so,
als wenn ich dort gewesen wäre“, sagte Jevlan.
„Ein Vater, der seinen Sohn über Jahre nicht gesehen hat, würde ihn zumindest fragen wollen, wie es ihm geht“, warf der junge Uigure beim Konsulatsmitarbeiter ein, der ihn wegen des Terror-Vorwurfs beschuldigend kritisierte.
„ Sie behaupteten, dass ich an verschiedenen separatistischen Aktivitäten beteiligt gewesen wäre. Dazu wollte ich einen Beweis haben“, sagte Jevlan zu Independent Türkce und ergänzte, dass der Konsulatsmitarbeiter folgendes sagte: „Du brauchst dich nicht aufzuregen. Denn der Staat ließ uns wissen, dass deine Situation nicht besonders schlimm sei. Vermutlich standest du unter dem falschen Einfluss eines anderen. Oder könnte es sein, dass du zu manchen Mitgliedern einer Organisation Kontakte gehabt hattest? Ich empfehle dir, mal darüber nachzudenken. Mit welchen Organisationsmitgliedern du in Ägypten und in der Türkei zu tun gehabt hast?
Wir haben uns in deinem Falle mit dem Staat beratschlagt. Und er teilte uns mit, dass deine Situation nicht allzu schlimm sei. Denk‘ mal nach, wo du Fehler gemacht hast und teile sie uns mit! Die chinesische Regierung könnte darüber nachdenken, ob du deine Familie wieder sehen könntest.“
Jevlan merkte an, dass er weder in der Türkei noch in Ostturkestan jemals als Mitglied einer zivilen oder politischen Bewegung beteiligt oder wie China behauptete nach Ägypten gegangen war.
Jevlan, der die Unterhaltung mit dem Konsulatsmitarbeiter aufgezeichnet hatte, teilte die Gesprächsausschnitte mit Independent Türkce.
In seiner Aufzeichnung spricht Jevlan: „ Sie können anhand meines Reisepasses den Einreise- und Ausreisebeleg überprüfen. Aus den Belegen geht klar hervor, dass ich nie nach Ägypten gegangen bin ”, antwortete Jevlan.
Nach dem er sein Studium absolviert hatte, dachte er daran nach China zurückzukehren. Aber, da der Kontakt zu seiner Familie abrupt abriss, konnte er nicht mehr zurückkehren, wie er sagte.
Der chinesische Konsulatsmitarbeiter sagte: „Das Wichtigste ist, dass der Staat seine Meinung über dich ändert. Der Konsulatsmitarbeiter antwortete Jevlan so:
„Schau, auch wir wollen dir sehr behilflich sein. Letztlich sind wir alle Chinesen,
wir würden dir gerne helfen wollen. Selbst wenn du in den Medien presenter wärest, könntest du das Problem nicht lösen. Stimmt‘s? Die Regierung denkt nicht, dass deine Schuld schwer wiegt. Egal, was du tun wirst, es wird nichts bringen. Ich rate dir dazu, dass du dich deutlich, deiner Schuld bekennend, Stellung beziehst. Wir würden dann mit dem Staat kommunizieren und uns als erstes darum bemühen, dass du zu deinem Vater und Bruder in Kontakt treten kannst. Wenn der Staat jedoch der Meinung ist, dass du hier falsche Dinge tust, wird er dir nicht helfen. Das Allerwichtigste ist, dass der Staat seine Entscheidung dir bezüglich ändert.“
Jevlan, der begann mit dem Konsulatsmitarbeiter darüber zu diskutieren, fragte ihn, welche Zusammenhänge es zwischen seiner Situation und die seiner Mutter geben würde, erhielt zur Antwort: „Ihr beide seid in der gleichen Situation“.
Es gibt auch andere, denen man ein Angebot unterbreitet hatte.
Auf Jevlans Aufzeichnung, die er mit uns geteilt hatte, machte der Konsulatsmitarbeiter ein Angebot und sprach dazu: „ Du sollst uns nicht helfen, du sollst dir selbst helfen, danach wird alles einfach!“
Die in der Türkei lebenden Uiguren, leben in unterschiedlichen Städten.
Einer großen Anzahl der Jugendlichen wurden solche Angebote immerzu unterbreitet. Laut namhaften Menschen der Diaspora seien diese Angebote über Zusammenarbeit entweder verdeckt oder offen unterbreitet worden.
Quelle: Independent Türkçe