Melina Borčak, Journalistin und Filmemacherin, teilt auf Instagram ihre Medienkritik über einen Beitrag der DFL, in dem es um Uiguren geht

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Teil 1

Ich führe nun feierlich ein neues Format meiner Medienkritik ein:

Wie viel Bullshit passt in einen Satz?

Heute: Deutschlandfunk und die unglaubliche Aussage: „Die muslimische Minderheit der Uiguren in China fühlt sich von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt.”

Analyse, Stück für Stück und Wort für Wort:

„Die muslimische..
Ja, Uiguren sind Muslime. Ich auch. Mich würde die chinesische Regierung aber nicht einsperren. Uiguren, Kasachen uvm werden wegen ihrer ethnischen + kulturellen Identität verfolgt. Islam ist ein wichtiger Teil davon, ja!
Aber eben ein Teil

Das Wort „Minderheit” zeigt, wessen Perspektive eingenommen wird: die der Täter.
Denn Uiguren selbst betonen immer, dass sie in ihrer Heimatregion keineswegs eine Minderheit sind. Dies ist extrem wichtig, da chin. Regierung sie seit Jahrzehnten zu Minderheit machen will

Durch Zwangssterilisationen und strategische, massenhafte, staatlich geförderte Besiedlung durch Han-Chinesen versucht chin. Regierung seit Jahrzehnten, Uiguren in eigener Heimat zu Minderheit zu machen. In Tibet genauso. Hat Russland auch in vielen Ländern gemacht. Extrem schmerzvolles, ernstzunehmendes Thema.

Wer Uiguren zu Minderheit erklärt:

  • erfüllt kurzerhand die Träume der kommunistischen Partei Chinas
  • normalisiert sie und erklärt sie zum Status Quo
  • erschwert Aufklärungsarbeit von Uiguren
  • entlarvt eigenes und Unwissen, Sympathien zur Täter-Ideologie oder beides.


„Fühlt sich unterdrückt..”

Alter, Millionen Menschen eingesperrt und gefoltert vergewaltigt Zwangs,sterilisiert Kinder von Eltern getrennt Frauen zwangsverheiratet.

Und Deutschlandfunk schreibt, Uiguren „fühlen sich” unterdrückt?

Kann man Genozid noch mehr verharmlosen/leugnen?

Hier werden FAKTEN subtil und fast unbemerkbar als subjektive, diskutable Gefühle von achso unobjektiven Betroffenen geframed. Ich schreib „fast unbemerkbar” denn an mir geht sowas nicht unbemerkt vorbei.

„Von Han Chinesen unterdrückt” – Diese Darstellung lässt es als inter-ethnischen Konflikt aussehen, statt staatlich durchgeführte Verfolgung. Klar, wir müssen über Han Täter reden! Doch viele Han Chinesen sind dagegen – zB in Taiwan, HongKong etc. Und es ist STAATLICHE Gewalt.

Sowas ist extrem gefährlich. Denn bei einseitiger, staatlicher Verfolgung wissen alle, auf wessen Seite sie stehen sollen. Genozid als inter-ethnischen Konflikt zweier Seiten framen lässt Leute denken „Hmm, die einen sagen dies, die anderen das – wer weiß wer ‚Recht hat? bEiDe sEiTen gleich behandeln”

Uiguren werden nicht „unterdrückt” sondern vernichtet. Es ist Genozid. Das bestätigen etliche Genozidwissenschaftler, Regierungen und sogar Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages nach BGH + BVerfG.

Aber random Journalisten mit 0 Genozid-Expertise denken, sie wüsstens besser.

Das ist EIN SATZ. Der gesamte Erklär-Text ist voller Katastrophen, inkl ständiger false Balance, in der bewiesen erlogene Propaganda der chinesischen Regierung als den Fakten gleichwertiges Narrativ dargestellt wird.

Hauptsache ,Erklär-Text, als hätte man Ahnung vom Thema. Laaanger Weg zu gutem Journalismus.

-Eine ausführlichere Analyse dieses Satzes, sowie weitere Tipps zu Sprache, Framing und antimuslimischem Rassismus (inkl. Genozid) gibt es, wie ihr schon wisst, in meinem Buch – Mekka hier, Mekka da 🙂

Damit die korrekten Infos und Aufklärung mehr Menschen erreichen, vergisst bitte nicht, den Algo zu füttern 🙂

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Teil 2

Bildunterschrift:

Melinas Medienkritik is back! Und zwar mit einem neuen Format: Ich schaue mir einzelne Sätze an und analysiere, wie viel in einem einzigen Satz falsch laufen kann. Diesmal mit einem unfassbar schlimmen Satz zu Uigụren.

Und damit das klar ist: Es geht mir nicht darum, Streit mit dem DLF zu starten. Der Text ist paar Jahre alt und um Drama geht es mir sowieso nie.

Es geht darum, Fehler zu korrigieren, Menschen aufzuklären und Kolleg*innen dazu zu bringen, irgendwann mal hoffentlich besseren Journalismus zu machen.

Bisher leider nur schleppend, aber hoffentlich fallen mal die defensiven, nichts-einsehen-wollenden Denkweisen bei Redaktionen. Wäre auch für sie besser, bessere Arbeit zu machen, statt zusätzlicher Arbeit zu machen, weil sie ihren Bullshit dann verteidigen und Kritik abwehren müssen.

P.S. Mir ist gerade noch ein Punkt aufgefallen: Da steht „in China”. Aus uigụrischer Perspektive, so wie aus tibetischer, ist ihre Heimat nicht Teil von China, sondern seit Jahrzehnten okkupiert.

Uigụren nennen ihre Heimat Ostturkestan oder seltener Uigụrien. Man kann also einfach „in China” schreiben, das wird der Realität und der Komplexität der Situation aber null gerecht.

Und man zeigt dann, dass einem die Perspektive der Betroffenen egal ist. Immer gut, Betroffene zu ignorieren beim Thema Genọzid 🙃

Melina Borčak hat diesen Beitrag am 13.September 2023 auf Instagram geteilt.

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